- Der Euler Hermes Export Forecast notiert im ersten Quartal auf 0.69 Punkten. Trotz einem Rückgang im Vergleich zum Vorquartal (0.95) darf mit einem überdurchschnittlichen Exportwachstum gerechnet werden.
- Die Chancen einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft stehen gut. Die Entwicklung der Corona-Pandemie, negative Indikatoren an den Finanzmärkten und ein möglicher Krieg an der russisch-ukrainischen Grenze werden darauf Einfluss haben.
- Die USA sind neu wichtigstes Exportland der Schweiz.
Wallisellen, 24. Februar 2022 – Auch im ersten Quartal 2022 liegt der Euler Hermes Export Forecast mit 0.69 Punkten deutlich über der Null-Punkte-Grenze, die den langjährigen mittleren Wachstumspfad der Schweizer Exportindustrie anzeigt. Trotz einem Rückgang von 0.26 Punkten im Vergleich zum Vorquartal zeigt der Indikator ein überdurchschnittliches Wachstum von rund 10 Prozent an. In den vergangenen 20 Jahren war er nur in 20 Prozent der Fälle höher.
Industrie weiterhin unter Druck
Nach wie vor steht die Industrie wegen anhaltender Lieferengpässen unter grossem Druck. Darum dürfte der Jahresstart der Schweizer Wirtschaft eher bescheiden ausfallen. Unternehmen halten mit grossen Investitionen zurück, der Konsum leidet unter der aktuellen Omikron-Welle und der stark gestiegenen Inflation. Trotz dieser Dämpfer ist dank kräftiger Wachstumsimpulse aus den Branchen Chemie, Pharma, Informatik und Finanzdienstleistungen derzeit kein erneuter Wirtschaftseinbruch zu erwarten. «Bereits ab dem Frühjahr dürften die Konjunkturaussichten wieder deutlich aufhellen», prognostiziert Euler Hermes Europa-Ökonomin Katharina Utermöhl. «Dann werden sowohl der Lieferkettenstress und damit auch der Inflationsdruck allmählich abnehmen. Gleichzeitig wird einhergehend mit einem abflauendem Infektionsgeschehen der private Konsum wieder einen Gang hochschalten. Angehäufte, private Ersparnisse, die gute Arbeitsmarktlage und hohe Kapazitätsauslastung bieten Nährboden für eine robuste Erholung.» Insgesamt rechnet Utermöhl 2022 mit einem Wachstum des Welthandels um 5.4 Prozent (2023: +4.0 Prozent). Für das BIP wird eine Zunahme von 3.0 % (2023: +1.8 Prozent) erwartet. Damit würde das Wirtschaftswachstum im Vergleich zu 2021 zwar nachlassen, die Schweizer Wirtschaft würde jedoch immer noch überdurchschnittlich schnell wachsen.
Schweiz mit weltweit höchstem Einkaufsmanagerindex
Trotz guter Chancen einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft bestehen Risiken, welche die Konjunktur beeinträchtigen können: Die Corona-Pandemie, negative Indikatoren an den Finanzmärkten und ein möglicher Krieg an der russisch-ukrainischen Grenze. Ein Krieg würde die bereits heute beeinträchtigten Handelsströme zusätzlich belasten. «Natürlich könnte sich die Schweiz einem zusätzlichen Stress auf den Weltmärkten nicht entziehen», kommentiert Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz, «aber die Schweizer Industrie ist sehr gut unterwegs. Darauf deutet der J.P. Morgan Global Manufacturing (PMI) hin, der wichtigste Gradmesser der Einkaufsmanager der Industrie. Die Schweiz weist darin 63.8 Punkte auf. Kein anderes Land der Welt hat einen höheren Wert. Das beweist die starke Wettbewerbsposition der Schweiz. Hilfreich ist auch das von Exportunternehmen breit diversifizierte Portfolio an Destinationen.» Weltweit lag der PMI bei 53.2 Punkten. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorquartal (54.3). Die Zuwachsraten bei den Auftragseingängen sanken. Der Anstieg des Neugeschäfts war der schwächste seit eineinhalb Jahren. Das Exportneugeschäft schrumpfte erstmals seit mehr als einem Jahr sowohl in der Konsumgüter- als auch in der Vorleistungsindustrie. Die Aussichten für das globale verarbeitende Gewerbe bleiben insgesamt positiv. Die Wachstumsaussichten in Verbindung mit der Abarbeitung der Auftragsbestände nach den jüngsten Verzögerungen in den Lieferketten fördern auch die weitere Schaffung von Arbeitsplätzen. Der Personalbestand stieg im Januar im Euro-Raum, in den USA und in Japan. In China und Indien ging die Zahl der Beschäftigten zurück.
USA neu wichtigstes Exportland der Schweiz
2021 wuchsen die Schweizer Exporte mit 15.2 Prozent auf ein neues Rekordniveau, die Importe legten um 10.1 Prozent zu. Dies liess den Überschuss in der Handelsbilanz auf 58,7 Milliarden Franken ansteigen. In allen drei bedeutenden Wirtschaftsräumen konnte die Schweizer Exportindustrie mehr Güter absetzen. In zweistelliger Höhe wuchsen dabei die Lieferungen nach Europa (+18,1 Prozent) und Nordamerika (+17.0 Prozent). Die Exporte nach Asien stiegen um 9.0 Prozent. Die USA haben Deutschland als wichtigstes Exportland der Schweiz abgelöst. Bei den Importen fielen vor allem Mehrbezüge von chemisch-pharmazeutischen Produkten (+7.1 Prozent), insbesondere von immunologischen Artikeln, sowie Nahrungs- und Genussmittelimporte ins Gewicht. Die im Vorjahr noch gebeutelten Sparten Bijouterie und Juwelierwaren sowie Fahrzeuge verzeichneten eine Zunahme um 2.8 Prozent und 2.4 Prozent.
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